Realistischer Optimismus bei Cover Media: «Wir müssen mit Corona leben lernen und das Beste daraus machen. Abstand halten, auf gewisse Sachen verzichten und alles wird gut», sagt Geschäftsleiter Michel Zürcher.

Interview RAPHAEL WALDVOGEL


Werbewoche: In mehr als 20 Jahren am Markt ist Cover Media gewachsen: Die beiden Inhaber und Gründer, Hans-Ueli Zürcher und Nicole Willinger, 
starteten allein, jetzt hat Ihr Unternehmen zehn Mitarbeitende. Auch Ihr Angebotsspektrum hat sich vergrössert. Wie kam das?

Langsam aber sicher erholt sich die Auftragslage von Cover Media. Die verbleibenden Corona-Restriktionen verunsichern den Markt aber weiterhin und erschweren den Geschäftsalltag bei der Basler Werbevermarkterin und Produzentin von Radiospots.

Der Klein Report hat sich mit Geschäftsleiter Michel Zürcher über die Rückkehr zur Normalität in kleinen Schritten unterhalten.

Der Lockdown ist weitgehend gelockert worden. Hat sich der Courant normal bei Cover Media wieder eingestellt?
Michel Zürcher: «Noch nicht. Wir sind immer noch in Kurzarbeit…»

Wann rechnen Sie mit einer Normalisierung?
Zürcher
: «Wir sind seit Anfang April auf Kurzarbeit. Mindestens die Hälfte der Mitarbeiter war betroffen. Im August möchten wir wieder auf Normalbetrieb umstellen.»

Wie ist die Auftragslage zurzeit?
Zürcher
: «Diese erholt sich wieder. Trotzdem sind viele unserer Kunden noch verunsichert. Was passiert nach den Sommerferien? Wird es wieder zu Einschränkungen kommen? Und nebenbei haben wir noch Sommerferien, da ist es sowieso ein bisschen ruhiger.»

Und wie hat sich der Lockdown im Frühjahr aufs Geschäft von Cover Media ausgewirkt?
Zürcher
: «Der Vermarktungs-Bereich brach in sich zusammen. Eine Stornierung nach der anderen flatterte ins Haus. Bei der Produktion gab es ein paar wenige Absagen und viele Verschiebungen in die zweite Jahreshälfte. Dank tollen und treuen Kunden konnten wir in den letzten Monaten gut weiterarbeiten. Auch ein Danke an unsere Mitarbeiter. Diese waren und sind teilweise noch im Home Office.»

Wenn Sie eine Prognose für die zweite Jahreshälfte wagen: Was erwartet Sie?
Zürcher
: «Solange es keine Einschränkungen geben wird, sehe ich die zweite Jahreshälfte positiv. Wir müssen mit Corona leben lernen und das Beste daraus machen. Einfach keine Panik entstehen lassen. Abstand halten, auf gewisse Sachen verzichten und alles wird gut.»

Sorgen Sie sich vor einer «zweiten Welle»? Was wären Ihre Befürchtungen, wenn der Lockdown nochmals hochgefahren werden würde?
Zürcher
: «Ich glaube, es wird keinen zweiten Lockdown wie im Frühling geben. Ich sehe da keinen grossen Nutzen für uns alle. Die Kosten und Schäden sind gigantisch und wir werden uns viele Jahre damit befassen müssen. Mir macht mehr die staatliche ‚Salamitaktik‘ und die Panikmache der Presse Mühe. Folglich sind unsere Kunden wieder verunsichert.»

Woran denken Sie konkret?
Zürcher
: «Als Beispiel: Darf eine Berufsmesse Anfang Oktober stattfinden? Wie weit können wir mit unserem Kunden an dem Projekt arbeiten und planen? Oder ist letztlich alles wieder umsonst? Seitens Behörde und Messe wird es vermutlich Ende August eine Antwort geben.»

Laut den neusten Zahlen von Mediapulse hat das Medium Radio im ersten Semester 2020 78 Prozent der Bevölkerung erreicht. Das sind 3 Prozent weniger als 2019. TV erreichte mit 68 Prozent 1 Prozent mehr als im Vorjahr. Wie beurteilen Sie als Produzent von Radio-Spots diese Nutzungszahlen?
Zürcher
: «Mit einer gewissen Skepsis. In einer Zeit, da durch Corona die Nutzung des Mediums Radio, gemäss ersten Aussagen, zugenommen haben soll, zeigen die Nutzungszahlen ein etwas anderes Bild. Im Kunden- und Hörer-Markt ist man der Meinung, dass die Nutzung eher zugenommen hat. Trotzdem sind einige Buchungsaufträge storniert worden. Die Unsicherheit, wie sich Corona auf den Konsum auswirken wird, ist immer noch allgegenwärtig. Und nun stecken wir mitten in der Sommerzeit. Und diese ist Jahr für Jahr eher ruhig».

Was zeichnet das Werbemedium Radio aus Ihrer Sicht aus? Wieso lohnt sich Radiowerbung mehr als ein Inserat oder ein TV-Spot?
Zürcher
: «Schneller als mit Radio kann kaum reagiert werden. Was wir immer wieder praktizieren, sind Buchungen, die noch am selben Tag auf den Sendern ausgestrahlt werden. Und dies inklusive der Produktion des Radiospots. So kann situativ auf Wetteränderungen oder andere Begebenheiten reagiert werden. Zudem ist Radio auch ein Begleitmedium. Radiospots werden, und dies ist bewiesen, auch passiv wahrgenommen.»

Aus Sicht der Vermarkter von Fernsehwerbung spricht unter anderem die Geschwindigkeit des Reichweitenaufbaus für TV-Spots…
Zürcher: «Es ist uns immer noch ein Rätsel, warum die Radiowerbung ist der Schweiz so schwach positioniert ist. Verglichen mit dem Ausland, wo Radiowerbung einen viel höheren Stellenwert besitzt, wird in der Schweiz die Werbewirksamkeit verkannt oder zu stark auf die visuellen Medien gesetzt. Wer aktiv auf Radiowerbung setzt, weiss, dass Radiowerbung funktioniert.»

Quelle: Klein Report vom Juli 2020